Fazit des 3. Brennpunktes
Erneut stellte die BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL ihre Rolle als sicherheitswissenschaftlicher "Partner der Feuerwehr" sowie ihr Potenzial für die Bergische Region unter Beweis, indem sie in Kooperation mit der FEUERWEHR WUPPERTAL und diesmal zusätzlich mit Unterstützung der FEUERWEHR DORTMUND ein interessiertes Fachpublikum am Mittwoch, den 14.09.2011 zum dritten Brennpunkt unter dem Titel "Laufbahnbarrieren für Frauen bei der Berufsfeuerwehr" an den Flughafen Dortmund einlud.
Das Diskussionsforum Brennpunkt wurde 2009 zu dem Zweck ins Leben gerufen, jenseits von Sachzwängen oder Gremienzwecken aktuelle Themen mit Bezug zur Sicherheit sachlich-objektiv und interkollegial diskutieren zu können. Als Schirmherren und Moderatoren der Veranstaltung engagieren sich Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uli Barth, Lehrstuhl Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung (MSU) der Bergischen Universität Wuppertal, und der Dipl.-Chem. Siegfried Brütsch, Leiter der Feuerwehr Wuppertal.
Zur Einstimmung auf den diesjährigen Brennpunkt hat die Feuerwehr Dortmund zu einer Besichtigung des Flughafens und der Flughafenfeuerwehr eingeladen, an der die Teilnehmer mit großer Neugier und vielen Fragen teilgenommen haben. Nach einer zweistündigen Tour über das Gelände des Dortmunder Flughafens eröffnete Herr Barth die Veranstaltung und wies auf die besondere Bedeutung des Informations- und Erfahrungsaustausches zwischen den Feuerwehren hin, um gemeinsam mögliche Barrieren aufzufinden und erfolgsversprechende Best Practice-Methoden herauszuarbeiten, die zu einem Anstieg des Frauenanteils bei den Berufsfeuerwehren führen könnten.
Nach der Begrüßung führte Ingenieurin Anne-Kathrin Fiedler (Mitarbeiterin am Lehrstuhl MSU) in die Thematik ein, indem sie die Ergebnisse aus Interviews mit Berufsfeuerwehrfrauen darstellte und auf einen Bericht der Arbeitsgemeinschaft "Frauen bei der Berufsfeuerwehr" des Deutschen Städtetages 2009 einging. Sie betonte, dass ein langer Atem erforderlich sein dürfte, um den Frauenanteil zu erhöhen, denn dies gehe aus dem "Effekt der Trägheit" hervor, der besagt, je älter eine Organisation ist, desto mehr Zeit wird für die Integration von Frauen benötigt.
Nach dem Vortrag übernahm der Dipl.-Chemiker Harald Herweg, Leitender Branddirektor der Berliner Feuerwehr, das Wort und stellte die Erfahrungen mit der Werbung von Frauen für die Feuerwehr aus der Sicht der größten deutschen Berufsfeuerwehr dar, die einen Frauenanteil von 0,6 % hat. Er berichtete unter anderem von den Auswahlregelungen für Brandmeisteranwärterinnen und -anwärter inklusive des körperlichen Einstellungstests, bei dem bereits 50 % der Bewerberinnen und Bewerber ausscheiden und der für viele Frauen eine große Hürde darstellt.
Frau Dipl.-Ing. Susanne Klatt, Vorstandsvorsitzende des Netzwerks Feuerwehrfrauen und Oberbrandrätin der Berufsfeuerwehr Essen, berichtete von den Erfahrungen der Feuerwehrfrauen und die bisherige Arbeit des Netzwerks. Der Verein Netzwerk Feuerwehrfrauen wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, Ansprechpartnerin für die Medien zu sein, die Feuerwehrfrauen in Deutschland zu vernetzen und interessierte Frauen über den Feuerwehrberuf zu informieren. Sie berichtete von den Erfolgen des Girls Day, den das Netzwerk bei der Feuerwehr Essen ausschließlich mit Feuerwehrfrauen , aus der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr , durchgeführt hat, was ein sehr positives Bild bei den Mädchen hinterlassen hat. Die Wirkung von "Role Models" dürfe nicht unterschätzt werden, betonte Frau Klatt.
Danach übernahm Herr Dipl.-Ing. Feyrer, Stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr Köln, das Wort und berichtete von deren Erfahrungen und Bemühungen, Frauen für den Feuerwehrberuf zu interessieren. Er berichtete von dem Förderplan der Stadt Köln, der vorgibt, dass der Frauenanteil im Bereich Handwerk und Technik mindestens 30 % betragen solle. Das hieße für die Berufsfeuerwehr 300 Frauen zu beschäftigen, da sie etwa 1.000 Beschäftigte hat. Derzeit hat sie aber keine Feuerwehrfrau, trotz vieler Programme Frauen anzuwerben. Sie veranstalteten Informationsveranstaltungen für Frauen und luden dazu Feuerwehrfrauen aus den Freiwilligen Feuerwehren der Region ein, sie bieten möglichen Bewerbern an, den sportlichen Eignungstest bei ihnen zu üben und werben auf der Internetseite als auch in anderen Medien damit, dass sie Frauen einstellen möchten.
In der anschließenden Diskussion wurden die Inhalte der Referenten aufgegriffen, aber auch neue Aspekte ins Gespräch eingebracht. Es wurde festgestellt, dass mehr Wege gefunden werden müssen, Frauen anzusprechen und sie mit dem Feuerwehrberuf in Verbindung zu bringen. Dabei war man sich jedoch einig, dass es wichtig sei, die Berufsfeuerwehren mit der Öffentlichkeitsarbeit nicht alleine zu lassen und einen Dachverband mit einer gut abgestimmten, überregionalen Werbeaktion zu beauftragen. Welcher Verband diese Aufgabe übernehmen und wie die Finanzierung aussehen könnte, war eine Fragestellung, die in der Diskussion offen blieb.
Zum Abschluss fasste Herr Brütsch die wichtigsten Ergebnisse des dritten Brennpunkts zusammen: Es werden unzweifelhaft mehr Frauen in den Feuerwehren gebraucht und das Interesse von Frauen könnte über mehr Öffentlichkeitsarbeit geweckt werden. Er schloss mit den Worten: "Die heutigen Barrieren für Frauen bei der Feuerwehr stehen vor der Laufbahn."
Nach dem Ende des offiziellen Teils führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung die Diskussion bei von der Feuerwehr Dortmund bzw. dem Flughafen Dortmund dankenswerterweise bereitgestellten Getränken und Snacks fort.